Die Kinderklinik Passau – ein Lehrkrankenhaus
Studierende der TUM kommen in den Genuss eines Blockpraktikums an Vorzeigekinderklinik
„Die Intention ist es, den angehenden Medizinerinnen und Medizinern zu zeigen, welche vielfältigen attraktiven Möglichkeiten im Landkreis Passau nach dem und auch während des Studiums für sie bestehen und welche Vorzüge ihnen die Region hinsichtlich der Lebensqualität bietet“, erklärt Lisa Fraunhofer von der Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus Passauer Land.
So sind der Landkreis Passau, ebenso wie die Stadt Passau, starke Partner, wenn es um die Förderung und Gestaltung von Projekten zur Nachwuchsgewinnung im Medizinbereich für den ländlichen Raum geht – wie beispielsweise das sogenannte Blockpraktikum für Medizinstudierende der Technischen Universität München (TUM) an der Kinderklinik Dritter Orden Passau.
Zeigen, was man hat!
Als Lehrkrankenhaus der TUM hat sich die Kinderklinik Passau in Kooperation mit Partnern aus der Region entschlossen ein entsprechend Angebot zu schaffen – sowohl fachlich, als auch gesellschaftlich attraktiv aufgestellt. „Wir haben hier beste Bedingungen zu bieten und die gilt es zu zeigen: Ein fachlich hoch qualitatives Haus sowie eine höchst lebenswerte Region. Mit diesen Standortfaktoren kann man eigentlich nur punkten“, betont auch Laura Teufel, medizinische Lehrbeauftragte der Kinderklinik Dritter Orden Passau.
„Die Blockpraktikanten rotieren bei uns durch das komplette Haus – Sozialpädiatrisches Zentrum, auf den allgemeinpädiatrischen Stationen und auf der Intensivstation, unserem EBZ. An einem Tag sind sie sogar ein einer Kinderarztpraxis in der Region. So bekommen sie die ganze Breite des Faches Pädiatrie mit all seinen Facetten zu erleben. Nach den vielen Semestern reinen Onlineunterrichts freuen sich alle Studenten sehr, endlich praktische Erfahrungen zu sammeln. Außerdem können sie Dinge lernen, die an der Uni noch nicht gelehrt werden. Die letzte Gruppe hat zum Beispiel Einiges über das neue Krankheitsbild PIMS gelernt, eine Erkrankung die nur bei Kindern und nur nach einer Coronainfektion auftritt“, richtet Teufel den Fokus auf den Mehrwert für die Studierenden. Neben den fachlichen und praktischen Einblicken wird den Medizinstudenten ein spezielles Rahmenprogramm mit verschiedenen Freizeitaktivitäten angeboten, das dem gemeinsamen, zwanglosen Austausch dienen soll, und gleichzeitig Einblick in Angebote der Region verschafft. „Auf dem Rahmenprogramm finden sich sowohl kulturelle als auch sportliche Aktivitäten im Passauer Land, wie ein Boulder-Schnupperkurs, ein Thermenbesuch, eine Stadtführung mit Orgelkonzert – da ist für jeden Geschmack was dabei.“
Der Landkreis Passau beteiligt sich bei der Planung und Begleitung der Angebote in personeller Hinsicht über die Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus sowie monetär, indem beispielsweise die Unterkunft und Kosten des Rahmenprogramms für die Studenten übernommen werden. „Zuletzt haben wir die TUM-Studenten zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen und ihnen damit die Möglichkeit geboten, Interessantes und Wissenswertes über die Region und den fachlichen Bereich zu erfahren“, wirbt auch Passaus Landrat Raimund Kneidinger für das spezielle Angebot.
„Es ist alles super organisiert und macht mega Spaß. Hier wurde ein tolles aufwendiges Rahmenprogramm für uns auf die Beine gestellt und kann es nur wärmstens weiterempfehlen“, zieht Medizinstudent Philipp, einer der zuletzt sechs Blockpraktikanten an der Kinderklinik, sein persönliches Fazit. Maria werde vor allem der wertschätzende Umgang im gesamten Team der Kinderklinik – sowohl bei Ärzten, in der Pflege, gegenüber Patienten und auch Eltern – im Gedächtnis bleiben. Ebenso Blockpraktikant Stefan: „Mir gefällt es sehr gut. Das Umfeld ist sehr freundlich. Die kümmern sich alle um uns und wissen wirklich alle, dass wir da sind und wir dürfen sehr viel sehen und selber machen.“
Auch nach dem einwöchigen Blockpraktikum an der Kinderklinik bleibt die Verbindung in die Region bestehen. „Uns ist es wichtig, dass wir mit den Studenten in Kontakt bleiben und versorgen sie regelmäßig mit aktuellen Informationen aus der Kinderklinik und Möglichkeiten für den weiteren Medizinerweg im Landkreis“, so Lisa Fraunhofer vom Landkreis Passau. Weiterhin befinde sich derzeit ein sogenanntes „Helfernetzwerk“ im Aufbau, das in Zukunft alle Informationen aus dem Landkreis an einer zentralen Koordinierungsstelle bündelt und somit nach den Wünschen und Vorstellungen der angehenden Mediziner diese an die geeigneten Stellen verweist und gezielt Kontakte herstellt.
Das Blockpraktikum für TUM-Studierende an der Kinderklinik Dritter Orden Passau ist dabei nur eines von zahlreichen attraktiven Lehrangeboten der Kinderklinik: „Bei uns können natürlich auch Pflegepraktika oder Famulaturen absolviert werden. Außerdem haben wir auch immer PJ-Studenten im Haus – sie bekommen die Möglichkeit, je nach Erfahrungsstand und Interessensschwerpunkten, selbstständig zu arbeiten. Sie können zum Beispiel in der Notaufnahme oder auf den Stationen eigene Patienten betreuen oder unseren Kinderchirurgen im OP assistieren“, erklärt die Lehrbeauftrage der Kinderklinik. Und einer weiterer echter Mehrwert: „Wir sind ein sehr junges Team, sodass die Studentenzeit für uns Assistenzärzte meist noch gar nicht lange her ist. Dadurch entsteht schnell ein kollegiales Verhältnis zu den Studenten. Heißt auch: Bei uns gibt es keinerlei ‚dumme Fragen‘, sondern jedes Interesse ist gewinnbringend für alle – und auch die Studenten werden schnell ins Team integriert.“
Foto (Kinderklinik Passau): Die TUM-Studentengruppe im Rahmen ihres Blockpraktikums an der Kinderklinik mit Chefarzt Prof. Dr. Matthias Keller (l.).
Ein weiteres, noch sehr junges Angebot: Das Medizinstipendium, gefördert von der Stiftung Kinderlächeln
Dieses richtet sich an alle Studierenden der Humanmedizin mit Interesse an der Kinder- und Jugendmedizin. „Wir haben die Problematik längst erkannt und wissen um die Dringlichkeit, wenn es um die Sicherstellung der medizinischen Versorgung für unsere Kinder geht“, will auch die Vorsitzende des Stiftungsvorstands, Dr. Maria Diekmann, anfügen und begründet damit das Engagement der Stiftung für das Projekt. Schon in der Vergangenheit hat sich die Stiftung dem kinderärztlichen Fachkräftemangel angenommen und das sogenannte Rotationskonzept „Praxis auf Probe“ maßgeblich gefördert. Auch im Zuge des neuen Projekts übernimmt die Stiftung Kinderlächeln einen wesentlichen Teil der Kosten. So stellt sie für die Ausbildung (6. bis 12. Semester) eine monatliche Studienbeihilfe von 400 Euro zur Verfügung. „Das praktische Jahr absolvieren die Stipendiaten in der Kinderklinik Dritter Orden Passau. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten, nach Abschluss des Studiums für mindestens drei Jahre als Assistenzarzt an der Kinderklinik zu bleiben“, erklärt der Chefarzt den Modus.
Bewerben kann sich jeder Studierende der Humanmedizin ab dem 6. Semester. Auch ein "Quereinstieg" in einem höheren Semester ist möglich.